Präbiotika, Probiotika und Postbiotika
Die Bedeutung einer gesunden Darmflora ist mittlerweile unbestritten. Dies gilt nahezu für alle chronischen Erkrankungen und insbesondere für Menschen, die an Autoimmunerkrankungen leiden. Multipler Sklerose (MS), Rheumatoide Arthritis, Diabetes Typ 1 oder Parkinson sind dabei nur einige Beispiele. Zusätzlich spielt die Darmflora eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Alzheimer Demenz [1] und selbstverständlich bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa [2].
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass die Wiederherstellung der Darmgesundheit eine zentrale Rolle in der Reduktion von Krankheitsaktivitäten und der Wiedererlangung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit spielt. In diesen Zusammenhang werden oft Nahrungsmittel und Supplemente genannt, die den Betroffenen helfen sollen, einen Dysbiose (krankhafte Störung der Besiedelung des Darms mit nützlichen Bakterien) zu beseitigen. Doch leider herrscht oft Verwirrung um die Begriffe Prä-, Pro- und Postbiotika. Dieser Artikel bietet eine klare Erklärung dieser Begriffe und zeigt, wie sie gemeinsam zur Förderung der Darmgesundheit beitragen.
Drei wichtige Komponenten für die Darmgesundheit
Präbiotika, Probiotika und Postbiotika arbeiten Hand in Hand, um das Gleichgewicht in der Darmflora zu unterstützen. Während Präbiotika als Nahrung für nützliche Darmbakterien dienen, fügen Probiotika dem Darm lebende, nützliche Bakterien hinzu. Postbiotika schließlich stellen die Stoffwechselprodukte dieser Bakterien dar, die entzündungshemmende und immunmodulierende Effekte haben.
Bild 1: Mindmap über die Unterschiede zwischen Präbiotika, Probiotika und Postbiotika, einschließlich ihrer Funktionen und Beispiele für Vorkommen. (DSGiP – Projekt Life-SMS 2024)Präbiotika – Nahrung für die Darmbakterien
Präbiotika sind unverdauliche Ballaststoffe, die gezielt das Wachstum gesunder Darmbakterien wie Bifidobakterien und Milchsäurebakterien fördern. Sie helfen bei Verdauungsproblemen wie Verstopfung oder Durchfall und erschweren das Wachstum schädlicher Bakterien.
Natürliche Quellen von Präbiotika
Präbiotika kommen in vielen natürlichen Lebensmitteln vor, vor allem in:
- Chicorée
- Topinambur
- Zwiebeln
- Knoblauch
- Schwarzwurzeln
- Artischocken
- Grüne Bananen (resistente Stärke)
Auf dem Nahrungsergänzungsmarkt wird häufig Inulin als Präbiotikum angeboten. Für eine gezielte Unterstützung der Präbiotika-Zufuhr empfiehlt sich ein Arztgespräch bei einem Spezialisten.
Probiotika – Die guten Bakterien
Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die positive Effekte auf die Darmflora haben, indem sie das Wachstum nützlicher Bakterien fördern und schädliche verdrängen. Sie kommen in fermentierten Lebensmitteln vor und unterstützen das Immunsystem sowie die Darmbarriere.
Vorkommen von Probiotika
Probiotika finden sich in verschiedenen fermentierten Lebensmitteln, darunter:
- Naturjoghurt (nicht pasteurisiert)
- Kefir
- Sauerkraut
- Kimchi
- Miso
- Kombucha
- Sauerteigbrot
- Milchsauer vergorenes Gemüse (z. B. Gurken, Bohnen)
Auch Nahrungsergänzungsmittel mit Probiotika sind verfügbar. Hierbei sollte allerdings auf die Auswahl des richtigen Bakterienstamms geachtet werden. Eine Analkyse des Mikrobioms und eine professionelle Beratung dazu kann dabei helfen, das passende Produkt auszuwählen.
Postbiotika – Die Stoffwechselprodukte der Bakterien
Postbiotika sind die Endprodukte, die durch die Fermentation von Nahrungsmitteln und die Aktivität von Darmbakterien entstehen. Sie enthalten gesundheitsfördernde Substanzen wie kurzkettige Fettsäuren und Enzyme, die entzündungshemmend wirken und das Immunsystem unterstützen.
Vorkommen von Postbiotika
Postbiotika sind neben Probiotika in vielen fermentierten Lebensmitteln zu finden, darunter:
- Joghurt
- Kefir
- Buttermilch
- Sauerkraut
- Kimchi
- Miso
- Natto
- Tempeh
- Apfelessig
- Kombucha
Fazit: Ein starkes Trio für die Darmgesundheit
Die synergetische Wirkung von Prä-, Pro- und Postbiotika ist entscheidend, um eine gesunde Darmflora zu erhalten. Präbiotika bereiten den Boden, Probiotika fügen lebende, nützliche Bakterien hinzu, und Postbiotika entfalten ihre gesundheitsfördernden Effekte aufgrund der enthaltenen Enzyme, für den Körper sehr einfach verfügbarer Mikronährstoffe oder kurzkettiger Fettsäuren. Wer diese Komponenten in seine Ernährung integriert oder durch geeignete Nahrungsergänzungsmittel unterstützt, kann seine Darmgesundheit und sein Immunsystem nachhaltig fördern sowie einen Schutzschirm vor Autoimmunerkrankungen und neurodegenerativen Prozessen aufbauen.
Zur Person: Dr. Bernhardt ist Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, Mitglied in der Schweizer Anti Aging Fachgesellschaft SSAAPM und hat eine internationale Universitätsausbildung in Anti Aging und Hormonen sowie Präventivmedizin. Sein Spezialgebiet ist die bioidentische Hormontherapie im Rahmen seines Longevity Konzepts. In diesem Kontext ist er auch Experte für die deutschsprachige Internetplattform wechselweise.net, welche sich im Raum D/A/CH für Aufklärung zu den Themen der Wechseljahre einsetzt.
Quellen zur Vertiefung:
- Cammann, D., Lu, Y., Cummings, M.J. et al. Genetic correlations between Alzheimer's disease and gut microbiome genera. Sci Rep 13, 5258 (2023). https://doi.org/10.1038/s41598-023-31730-5
- Zheng J, Sun Q, Zhang J, Ng SC. The role of gut microbiome in inflammatory bowel disease diagnosis and prognosis. United European Gastroenterol J. 2022 Dec;10(10):1091-1102. doi: 10.1002/ueg2.12338. Epub 2022 Dec 3. Erratum in: United European Gastroenterol J. 2023 Apr;11(3):313. doi: 10.1002/ueg2.12371. PMID: 36461896; PMCID: PMC9752296.