Intrazelluläres ATP-Marker für mitochondriale Dysfunktion/Dysstress
Die ATP-Konzentration in der Zelle ist streng reguliert und wird auf einem mehr oder weniger stabilen Niveau gehalten. Die ATP-Bestimmung dient dem Nachweis einer erworbenen, sekundären Mitochondriopathie. Die Untersuchung ist nicht zum Nachweis einer vererbten, genetisch bedingten Funktionsstörung geeignet. Meist im Rahmen systemischer Entzündungen wird eine signifikante Verminderung des intrazellulären ATP detektiert.
Adenosintriphosphat, kurz ATP, ist ein Molekül, das in jeder Zelle eines Lebewesens Energie als Speichersubstanz (Energiewährung) bereitstellt. Mit dieser Energie werden alle Arbeitsprozesse wie Fortbewegung oder metabolische Prozesse allgemein ermöglicht. Ein ATP-Molekül enthält drei Phosphatgruppen. Damit Energie frei wird, wird ATP in ADP (Adenosindiphosphat) umgewandelt, indem einer der drei Phosphatreste abgespalten wird. Die Bildung von ATP findet in den Mitochondrien der Körperzellen statt: Durch Spaltung von Zuckermolekülen, Kohlenhydraten, Fettsäuren usw. aus der Nahrung wird mit Hilfe von Sauerstoff im Rahmen der Atmungskette ATP, Wasser und CO2 gebildet:
Grob formuliert:
1 Glucose +6 O2 +38 (ADP +P)
→ Atmungskette Citrat Zyklus →
6 CO2 + 6 H2O + 38 ATP
Der ATP-Umsatz pro Tag beträgt im Durchschnitt etwa die halbe Körpermasse des Menschen je nach Belastung.
Mitochondrien
Sie sind Zellorganellen und funktionieren als Kraftwerke der Zelle in allen Lebewesen. Sie stellen die Energie in Form von ATP zur Verfügung. Und können durch Umweltgifte (Schwermetalle, Pestizide, Insektizide, Wohngifte, Putzmittel, Kosmetika), Nanopartikel, Antibiotika und andere Medikamente, aber auch Stress und psychischen Druck geschädigt werden (Mitochondriopathie). Neurologische, metabolische, kardiale und onkologische Erkrankungen werden immer häufiger mit einer Funktionsstörung der Mitochondrien in Verbindung gebracht. Speziell sehr energieabhängige Organe/Gewebe sind von einer Funktionsstörung betroffen: Gehirn, Nerven, Muskeln.
Wann ist ATP in der Zelle vermindert?
Die ATP-Konzentration in der Zelle ist streng reguliert und wird auf einem mehr oder weniger stabilen Niveau gehalten, auch wenn momentan viel verbraucht wird, wird es schnell regeneriert. Die ATP-Bestimmung dient dem Nachweis einer erworbenen, sekundären Mitochondriopathie.
Die Untersuchung ist nicht zum Nachweis einer vererbten, genetisch bedingten Funktionsstörung geeignet. Meist im Rahmen systemischer Entzündungen wird eine signifikante Verminderung des intrazellulären ATP detektiert. Sie tritt häufig gemeinsam mit labordiagnostischen Hinweisen auf Immunaktivierung (Immunstatus, TNF-alpha, IP-10), und oxidativen, nitrosativen Stress im Rahmen z.B. chronisch entzündlicher Erkrankungen wie Chronic Fatigue Syndrom, zellulärer Hypoxie, aktiver Virusinfektion, Fibromyalgie, oder chronisch degenerativ entzündlichen Prozessen auf. Die Bestimmung des intrazellulären ATP stellt somit einen wichtigen diagnostischen Parameter für die Abbildung der aktuellen Mitochondrienfunktion dar.
Wie wird ATP gemessen?
Wegen des hohen Anteils an Mitochondrien in den Granulozyten des Blutes eignen sich diese Zellen ebenso wie durch ihre leichte Verfügbarkeit hervorragend für die Bestimmung.
Die Leukozyten aus heparinisiertem Voll-Blut werden aufgereinigt und in einer definierten Zellzahl wird das ATP nach Zelllyse durch eine spezifische Chemolumineszenz-Reaktion (CLIA) quantitativ nachgewiesen.
Zur Person: Dr. Bernhardt ist Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, Mitglied in der Schweizer Anti Aging Fachgesellschaft SSAAPM und hat eine internationale Universitätsausbildung in Anti Aging und Hormonen sowie Präventivmedizin. Sein Spezialgebiet ist die bioidentische Hormontherapie im Rahmen seines Longevity Konzepts. In diesem Kontext ist er auch Experte für die deutschsprachige Internetplattform wechselweise.net, welche sich im Raum D/A/CH für Aufklärung zu den Themen der Wechseljahre einsetzt.
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