Darmgesundheit
Einleitung
Systemische Störungen des Zellstoffwechsels unseres Körpers können zu einer Vielzahl von Erkrankungen führen, wie z.B. Stoffwechselerkrankungen, genetische Defekte oder metabolische Syndrome. Der Zellstoffwechsel ist ein komplexes Zusammenspiel biochemischer Prozesse, bei dem Nährstoffe in Energie umgewandelt und zelluläre Abfallprodukte entsorgt werden. Wenn ein Teil des Systems nicht richtig funktioniert, kann es zu Fehlfunktionen im Stoffwechsel kommen. Ein Beispiel für ein Systemversagen im Zellstoffwechsel ist die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2, bei der die Insulinresistenz der Zellen die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigt, Glukose aus dem Blut in die Zellen aufzunehmen und Energie zu gewinnen. Ursachen für die Störung des Zellstoffwechsels können genetische Defekte, Nähr- und Vitalstoffstoffmängel, ungesunde Ernährung oder „Umweltbelastungen“ sein.
Eine Diagnose, die in letzter Zeit (besonders nach Covid) leider immer häufiger gestellt wird, ist ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome), sie stellt uns Ärzte und vor allem die Patienten vor echte Herausforderungen und greift bei schweren Verläufen massiv in das Leben der Betroffenen und ihrer Familien ein.
Beginnen wir aber zunächst mit den üblichen Dingen, die Patienten in eine Praxis zwingen. In der Diagnostik (siehe dazu nachfolgenden Ausführungen zu System- Checks) fallen bei ca. 60-70 % der Patienten Mangelzustände oder Dysfunktionen auf. Mit regenerativen Ansätzen in der Behandlung können in der Regel 50 % der Patienten rehabilitiert werden und erfahren zumindest eine Besserung. In einigen Fällen ist eine Psychotherapie zusätzlich hilfreich, die Gabe von Psychopharmaka ist i.d.R. nicht als erstes angezeigt.
System-Checks
Eiweißsynthese und Nerven
Proteine werden aus Aminosäuren aufgebaut - Ausgangsstoffe für Botenstoffe im Gehirn. Acht essenzielle (lebensnotwendige) Aminosäuren müssen mit der Nahrung zugeführt werden, aus ihnen baut der Körper alle seine Botenstoffe und andere wichtige Substanzen im Körper auf.
Zentrale Funktionsbausteine sind die Vitamine B6, B9 (Folsäure) und Vitamin B12. Bei einem Mangel wird die Eiweißsynthese unterbrochen und Homocystein als „Abfallprodukt“ ins Blut abgegeben. Durch die Bestimmung des Homocysteins im Blut erhalten wir also eine funktionelle Aussage über die Eiweißsynthese. Ein zu hoher Homocysteinwert ist ein Indikator für eine nicht funktionierende Eiweißsynthese und begünstigt viele psychische Erkrankungen. Der Homozysteinwert sollte unter 9 µmol/l liegen, optimal sind Werte zwischen 5 – 7 µmol/l, Internisten wünschen sich Werte unter 12 µmol/l, da Homocystein oberhalb dieses Wertes toxisch auf die Blutgefäße wirkt und zu einer erhöhten Cholesterinproduktion und ggf. zu einem erhöhten Blutdruck führt.
Abhilfe schafft die Einnahme eines guten und hochdosierten Vitamin B-Komplexes, der unbedingt auch Folsäure (Vit. B9) enthalten sollte. Folsäure ist (wie auch Vit. D) meist bei entzündlichen Erkrankungen, zu denen auch Diabetes mellitus und Darmerkrankungen gehören, vermindert. Auch die Mineralstoffe Zink und Magnesium spielen eine wichtige Rolle.
Darm
Ein gut funktionierender Darm mit regelmäßiger, täglicher (1–2-maliger) Darmentleerung ist die wesentliche Grundlage für einen gesunden Körper. Nicht nur für eine gute Nahrungsverwertung und Ausscheidung, sondern insbesondere die Funktionsfähigkeit der Darmschleimhaut sorgt für ein gutes Immunsystem und die wichtige Barrierefunktion, um Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z.B. Fruktose-, Laktose-, Glutenunverträglichkeit und Histaminintoleranz) und damit dem „Leaky Gut Syndrom“ entgegenzuwirken. Auch das psychische Wohlbefinden hängt davon ab, Studien zeigen Zusammenhänge von Depressionen bis hin zu anderen psychischen und psychosomatischen Störungen.
Die Darmbakterien sind dabei nur ein kleiner Baustein, denn sie können nur auf einem guten „Nährboden“ gedeihen. Deshalb setzt der erfahrene Therapeut in der Behandlung im ersten Schritt immer auf den Wiederaufbau der Darmschleimhaut und den Wiederaufbau der Zellmembranen mit Phospholipiden. Die Darmbakterien sind der dritte Schritt und sollten siedlungsfähig (koloniebildend) sein, damit sie nicht immer auf die Phospholipide als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) angewiesen sind.
- Einen Hinweis auf den Zustand der Darmbarriere erhält man indirekt über die Schilddrüsenwerte FT3 + FT4 und eine gute Anamnese des Patienten. FT3 wird in der Schilddrüse gebildet und in der Leber zu FT4 umgewandelt. Das Verhältnis der beiden sollte möglichst 1:4 betragen, ist es kleiner, besteht der Verdacht, dass die Leber überlastet ist und der Entgiftung Priorität einräumt und damit andere Syntheseleistungen vernachlässigt. Für eine Überlastung der Leber kommt neben Substanzen wie Alkohol und Medikamenten natürlich auch ein „Zuviel“ an Substanzen (Kalorienüberschuss) in Frage, die durch eine geschädigte Darmbarriere in den Kreislauf gelangen.
Immunsystem
Wiederkehrende Infekte und länger andauernde Erkrankungen sind immer ein Hinweis auf eine Immunschwäche oder eine andere Störung des Immunsystems. Insbesondere die unspezifische Immunabwehr, d.h. die 1. Abwehrkette (Neutrophile Plasmazellen, Makrophagen und Natürliche Killerzellen) scheint betroffen zu sein oder unter Dauerbelastung zu stehen. Auch hier findet sich die Entzündung als Drehscheibe der Krankheitsentstehung wieder. Wichtig für die Immunabwehr sind bekanntermaßen: Vit. D, Magnesium, Zink eine intakte Eiweißsynthese und Darmfunktion.
Energie (Zellmembranen und Mitochondrien)
Die Mitochondrien sind unsere Kraftwerke in den Zellen und produzieren die universelle Zellenergie. Sie machen aus Adenosindiphosphat > Adenosintriphosphat, das ATP, unseren «Brennstoff».
Energie kann es nur geben, wenn die Zellmembranen ausreichend funktionieren und nicht durch entzündliche Veränderungen blockiert sind. Ausreichend Phosphor, B- Vitamine, Magnesium, Q10 und D-Ribose sind ebenfalls notwendig, um eine gute Funktion der Mitochondrien zu gewährleisten.
Diese Stoffe müssen aber auch in die Zellen gelangen. Dazu gehört auch Zucker (Glukose). Dieser gelangt durch spezielle Glukosekanäle in die Zelle, nachdem das Insulin (das bei der Nahrungsaufnahme von der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet wird) an die Insulinrezeptoren auf der Zelloberfläche angedockt hat. Durch diese Insulin-Rezeptor-Signale werden die Glukosekanäle aus dem Zellinneren in die Zellwand eingebaut. Durch verschiedene Faktoren (Fehlernährung, Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes) oder Polypharmazie (mindestens 5 verschiedene Medikamente täglich) kann es jedoch zu einer sogenannten „Insulinresistenz“ kommen. Diese führt dazu, dass die Zellen quasi verhungern, die Mitochondrien kein ATP mehr produzieren können und wir erschöpfen.
Die Mechanismen der Störung/Blockade der Mitochondrien können vielfältig sein. Sicher ist, dass auch eine inflammatorische (entzündliche) Komponente von Bedeutung ist.
Systemkiller – die üblichen Verdächtigen
Stress, unregelmäßiger Lebensstil (Schlafmangel / kein Rhythmus), wenig Bewegung, Übergewicht und falsche Ernährung (z.B. viel Zucker) gehören dazu. Ebenso führt unsere tägliche Reizüberflutung wie Handy, TV, PC, Spielkonsolen, nervenreizende Dauermusik (v.a. Techno) zur Erschöpfung der körperlichen und psychischen Regulationssysteme.
Auch Alkoholmissbrauch, viele Medikamente (Polymedikation) und Rücksichtslosigkeit gegenüber dem eigenen Körper (Überpowern z.B. mit Kaffee, Energy-Drinks und Extremsport) gehören dazu.
Unser Stoffwechselsystem / unsere Erbinformation (DNA) passt sich nur langsam an. Derzeit befindet sich unser System immer noch auf dem Niveau des Neandertalers. Es hat noch nicht die Resilienz (Widerstandsfähigkeit) erlangt, die es braucht, um den heutigen Anforderungen und Belastungen standzuhalten.
Wir brauchen Systempflege durch Pausen, einen stabilen Lebensrhythmus, gesunde, biologisch erzeugte Nahrung mit Augenmaß und gegebenenfalls auch Nahrungsergänzung, um gesund altern zu können.
Doch Fortschritt und neue Herausforderungen lassen unser System nicht zur Ruhe kommen und machen uns ggf. auch krank.
Die neue Diagnose: ME/CFS
ME/CFS steht für Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome. Es handelt sich um eine komplexe und schwere chronische Erkrankung, die durch anhaltende extreme Müdigkeit gekennzeichnet ist, die sich durch Ruhe nicht bessert. Es tritt häufig nach Infektionen aller Art auf, aber auch ohne erkennbaren Auslöser (erschöpftes System) und ist besonders und vermehrt nach Corona-Impfung beschrieben worden.
Die Symptome umfassen
- Verschlechterung der Symptome nach körperlicher oder geistiger Anstrengung.
- Starke Müdigkeit und Erschöpfung, die durch Schlaf nicht gelindert wird, und Schlafstörungen
- Kognitive Beeinträchtigungen, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme ("Brain Fog").
- Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme (Schwindel, Ohnmachtsanfälle) und eine starke Empfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm und Gerüchen.
Es besteht die Vermutung/Arbeitshypothese einer Fehlfunktion des Immunsystems, des Nervensystems und/oder des Energiestoffwechsels. Also ein Systemversagen.
Ergebnisse des Systemchecks
Entzündungen (silent inflammations) sind häufig zu finden. Entzündungen verbrauchen dabei große Mengen an Folsäure , Eisen und Vitamin D.
Die Folge sind Immunschwäche, Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit. Das Auftreten neuer oder das Wiederaufflammen alter Krankheiten kann die Folge sein. Durch entzündliche Prozesse an den Zellmembranen kommt es zu Transportstörungen der Membranen.
Häufig treten Mangelzustände z.B. von Magnesium, Phosphor, Vit. D, Folsäure (Vit. B9) auf.
Die resultierende Übersäuerung des Stoffwechsels begünstigt dabei die Krankheitsentstehung und Krankheitsaufrechterhaltung.
Systemische Regeneration – Behandlungsansätze
Finden Sie einen spezialisierten Arzt mit Erfahrung in diesem Behandlungsfeld. Entzündungshemmend arbeiten ist die Devise, z.B. mit Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D mit Vit K, Zink, EPA, Quercitin, Spermidin und v.a.m.
Zusätzlich ist eine „Zellpflege/Stoffwechselpflege“ mit Antioxidantien, dem kompletten Vit. B-Komplex, Magnesium und Phospholipiden sinnvoll. Auch die Mitochondrien freuen sich über Vitamin B-Komplex, D-Ribose (als ATP-Baustein), Q10+NADH.
Auch die Ozon- Sauerstofftherapie haben sich als hilfreich erwiesen. Aber auch die Dinge, die wir selbst tun können, sind nicht nur bei milden Verläufen ein guter Begleiter, wie basische Ernährung und mit basischem Wasserstoff angereichertes Wasser sowie viel Bewegung und Gymnastik.
Fazit
In der täglichen ärztlichen Praxis erleben wir zunehmend Patienten mit komplexen Erschöpfungszuständen, die oft am Ende eines langen medizinischen Weges bei uns Spezialisten landen. Die Symptome sind vielfältig, oftmals schwer zuzuordnen und sprechen häufig nicht auf klassische Therapieansätze an. Systemische Störungen, wie Defizite im Zellstoffwechsel oder Mangel an essenziellen Nährstoffen, sind häufige Ursachen. Ein Beispiel ist CFS, eine schwere Erkrankung, die besonders nach diversen Virusinfektionen auftritt und das Leben der Betroffenen massiv beeinträchtigen kann.
Durch gezielte Checks lassen sich in vielen Fällen Mangelzustände identifizieren und mit regenerativen Ansätzen wie der Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen, Antioxidantientien und einer gesunden Lebensweise oft signifikante Verbesserungen erzielen. Auch alternative und komplementäre Therapien, wie die Ozon- Sauerstofftherapie oder der Einsatz von gezielten Nahrungsergänzungsmitteln, (Nutrazeutika) sowie Zellbooster haben sich als hilfreich erwiesen. Es ist jedoch wichtig, diese komplexen Krankheitsbilder immer ganzheitlich zu betrachten und individuell zu behandeln.
Zur Person: Dr. Bernhardt ist Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, Mitglied in der Schweizer Anti Aging Fachgesellschaft SSAAPM und hat eine internationale Universitätsausbildung in Anti Aging und Hormonen sowie Präventivmedizin. Sein Spezialgebiet ist die bioidentische Hormontherapie im Rahmen seines Longevity Konzepts. In diesem Kontext ist er auch Experte für die deutschsprachige Internetplattform wechselweise.net, welche sich im Raum D/A/CH für Aufklärung zu den Themen der Wechseljahre einsetzt.