Ab welchem Alter kann ein Kind mit dem Computer umgehen?
Vor einem großen, grauen Computer sitzt ein fünfjähriges Kind und schießt am Bildschirm Flugzeuge ab. Seine Augen, die hinter dicken Brillengläsern stecken, sind starr auf das Spiel gerichtet. Es ist blass, weil es seit Tagen nicht draußen gespielt hat.
Kinder und Computer - dabei haben manche Eltern so ein Horrorszenario vor Augen. Sie haben Angst, dass ihr Kind keine Freundschaften mehr pflegt und den Bezug zur Realität verliert. Sie fürchten, dass es keinen Spaß mehr an Spiel, Bewegung und Sport hat.
Für andere Eltern kann die Begegnung mit dem PC nicht früh genug stattfinden. Sie setzten ihre 6 Monate alten Kinder vor speziell für Babys entwickelte Programme, in der Meinung, nur so könnten diese auf die heutige Gesellschaft vorbereitet werden.
Und auch die Experten streiten: Ab welchem Alter kann ein Kind mit dem Computer umgehen? Sollte man den Kleinen nicht ihre Kindheit lassen, bevor sie die schwierige Welt der "künstlichen Intelligenz" betreten, in der ihnen möglicherweise alle Kreativität genommen wird? Oder ist ein spielerischer Umgang mit den Neuen Medien schon im Kindergartenalter ein Muss, wenn aus den Kleinen mal etwas werden soll?
Fest steht jedoch: Der Computer ist heute zum Alltagsmedium geworden. Und er wird in den nächsten Jahrzehnten eine noch größere Rolle in unseren Leben spielen. Für Kinder ist er eines von vielen Freizeitmedien, die im Haushalt zur Verfügung stehen. Er ist ihnen nicht weniger vertraut als der Fernseher oder das Radio. Kinder haben keine Angst vor Technik.
Die Sorge vieler Eltern, dass ihr Kind - ist es einmal mit der Technologie in Berührung gekommen - sofort süchtig wird, ist unbegründet. Aber es ist wichtig zu wissen, dass Sie als Eltern den Schlüssel dazu in der Hand halten. Untersuchungen haben gezeigt, dass kleine Computer-Freaks keineswegs sozial verkümmern. Die meisten haben viele Freunde, treiben aktiv Sport und zeichnen sich durch einen großen Wissensdurst auch in der "realen Welt" aus. Wichtig ist aber, das Kind zu einem verantwortungs- und sinnvollen Mediengebrauch zu erziehen. Ratschläge dazu bekommen Sie bei den kinderärztlich geschulten Spezialisten im Gesundheitszentrum Kapf
Warum Computer Spaß machen
Entscheidend ist, wie Sie Ihr Kind an den Computer heranführen und was Sie gemeinsam am Computer tun. Es kommt auf die Inhalte an - ganz gleich über welches Medium sie transportiert werden. Kinder-Software und ab einem gewissen Alter auch das Internet können Kindern tolle Möglichkeiten zum Lernen und Spielen geben.
Die Multimedialität - also die Möglichkeit, Informationen auf verschiedene Weise dazustellen - spricht Kinder an. Mal sind es Standbilder, mal kleine Filmchen, dazu kommen Schriftzüge, gesprochene Texte, Geräusche oder Töne. Es fällt leichter, komplizierte Sachverhalte zu verstehen, wenn sie bildlich dargestellt werden. Ein weiterer Vorteil: Kinder-Software bietet Interaktivität. Das Kind kann bestimmen, wann es was lernen will. So kann es selbstbestimmt und frei entscheiden.
Und es kann seine eigene Geschwindigkeit festlegen. Die klassischen Medien Radio und Fernsehen spulen ihre Programme einfach ab. Sie stellen sich nicht auf das Tempo des Kindes ein. Nicht selten führt die Masse an Reizen zu Konzentrationsstörungen und Unruhe bei Kindern, die sich studenlang von der Glotze berieseln lassen. Gute Kinderspiel- und Lernsoftware arbeitet ohne Zeitdruck. Das Kind kann zwischendrinn träumen und mit seinen Computerhelden auf Abenteuerreisen gehen.
Computer schaffen Selbstvertrauen
Computer schimpfen nicht und niemand schaut einen an, wenn man etwas falsch macht. Man kann solange probieren, bis man es geschafft hat. Der Kinder- und Familienpsychologe Wolfgang Bergmann z.B. hat festgestellt, dass gerade Kinder mit Aufmerksamkeits- und Lernschwächen beim Spielen am Computer aufblühen. "Lernbehinderte Kinder brauchen weder Mitgefühl noch Schonung, denn das bestärkt die Kinder in ihrem Gefühl des Anders-Seins und schwächt ihren Glauben in ihre Leistungsfähigkeit. In der Cyberwelt mit ihren eigenen Gesetzen traut sich auch ein lernbehindertes Kind das Lesen und Schreiben zu." Auch bei der Arbeit mit hyperaktiven Kindern hilft der Computer: "Hyperaktive Kinder disziplinieren sich beim Spiel am Computer auf eine Art, wie sie es sonst niemals tun." Computer schaffen Selbstvertrauen und machen Kinder schlau - Eltern müssen die Computer nur richtig füttern.
Kleinkinder erforschen ihre Welt durch Tasten und Greifen besser als über einen bunt flimmernden Bildschirm.
Mit zwei, drei Jahren entwickeln Kinder, deren Eltern zu Hause am Computer sitzen, aber oft schon Interesse für den grauen Kasten. Auf Ihrem Schoß kann das Kind jetzt schon mal die Maus in die Hand nehmen. Es gibt auch Software für Kinder ab 2 Jahren. Dort werden Geschichten erzählt, die die Merkfähigkeit und die Konzentration fördern sollen. Gleichzeitig lernt das Kind motorische Geschicklichkeit im Umgang mit der Maus. Ob Sie Ihr Kind schon an den Bildschirm lassen, hängt davon ab, ob es große Neugier zeigt. Interessiert es sich für den Computer, spricht nichts dagegen, den Nachwuchs gelegentlich mal an die Tastatur zu lassen.
Grundsätzlich gilt: Sprechen Sie danach mit dem Kind über das, was es auf dem Bildschirm erlebt hat. So stellen Sie die Verbindung zur Realität wieder her. Erlebt das Kind beispielsweise im Computerspiel Abenteuer auf einem Bauernhof, dann besuchen Sie doch auch mal einen echten Bauernhof - und zeigen dem Kind, wie die Tiere in Natura aussehen.
Der Computer darf auch immer nur eine Spielmöglichkeit unter vielen sein. Erfahrungen im Spiel mit anderen Kindern kann ein Computer nicht ersetzen. Und wichtig ist natürlich, dass Ihr Kind ausgiebige Bewegung beim Herumtollen, Spielen und beim Sport bekommt. Eine viertel Stunde vor dem Monitor ist am Anfang auch genug.
Für Vor- und Grundschulkinder gibt es eine Menge gute Software. Das Kind wiederholt spielerisch, was es im Unterricht schon gelernt hat. Bei guten Spielen merkt es nicht mal, dass es lernt. Denn die bunte Computerwelt hat nichts gemein mit verstaubten Tafeln, dem Geruch von Kreide und dem gehobenen Zeigefinger.
Darf mein Kind auch ins Internet?
Viele Eltern denken beim Stichwort Internet an Sex, Gewalt und schreckliche Dinge, die im World Wide Web auf die Kleinen warten können. Doch auch hier gilt: Der richtige Umgang mit dem Medium ist wichtig. Wenn das Kind interessante, kindgerechte Inhalte kennt, findet es wahrscheinlich "Erwachsenen-Inhalte" gar nicht so spannend. Immer mehr Firmen bieten Kinder-Filter an. Das ist eine Software, die Sie auf Ihrem Browser installieren, die dann Sites in denen bestimmte Wörter vorkommen nicht anzeigt. Diese Wörter sind entweder schon vorher nach verschiedenen Schemen einprogrammiert oder können von Ihnen eingegeben werden. Doch leider sind diese Programme nicht so gut und sicher. Zum einen filtern Sie, wenn Sie beispielsweise "Sex" eingeben, nicht nur "gefährliche" Inhalte heraus, sondern auch Aufklärungsseiten oder Informationen über AIDS. Zudem sind die Kids meist ziemlich fix darin, das Filter-Programm zu umgehen. Und alles was verboten ist, reizt um so mehr. Besser ist es, wenn Sie mit dem Kind zusammen das Netz erkunden.
Haben Sie Fragen dazu?
Gerne können Sie sich mit Ihrem Kind zu einem Beratungstermin im Gesundheitszentrum Kapf anmelden. Sie erreichen uns telefonisch montags bis freitags von 08.00 bis 12.00 und von 14.00 bis 18.00 unter 041 289 65 55.
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